Morphologisch sehen heißt daher, Wirkungseinheiten in den Blick zu nehmen. Das sind zum Beispiel Alltagsabschnitte wie Autofahren oder Musikhören – durch ein Thema vereinheitlichte Gestalten in Entwicklung. Das hat wenig mit vertrauten Kategorien zu tun.

WAS IST MORPHOLOGIE?

Für die Psychologische Morphologie nach Wilhelm Salber ist die Psyche ein Wirkungszusammenhang, der sich selbst zu behandeln und zu verstehen sucht.

Morphologisch sehen heißt daher, Wirkungseinheiten in den Blick zu nehmen. Das sind zum Beispiel Alltagsabschnitte wie Autofahren oder Musikhören – durch ein Thema vereinheitlichte Gestalten in Entwicklung. Das hat wenig mit vertrauten Kategorien wie Gefühl, Denken oder Persönlichkeit zu tun. Wenn wir einen Song im Autoradio hören, entfaltet sich eine spezifisch getönte Welt. Für Minuten richtet sie unser Leben anders aus. Es kann sich so viel schwermütiger oder auch heiterer anfühlen – für die Dauer des Songs. Dieser Wirkungszusammenhang, der für seine Dauer alles überformt und durchdringt, ist für die Psychologische Morphologie wie ein Lebenwesen. Kein körperliches wie ein Tier, ein Mensch. Aber doch eine spezifische Wirklichkeit auf Zeit. Mit Werden, Höhepunkt und Vergehen.

Es braucht Zeit, die Welt des Seelischen so zu sehen. Man muss seinen Blick anders einstellen und vertraute Wege verlassen. Nicht ein festes Subjekt sehen, das Gefühle, Wahnehumgen hat. Vielmehr eine zeitlich ausgedehnte, sinnliche und materiale Figuration. Prototyp für solche Figurationen ist für mich das Filmerleben. Eine Gestaltentwicklung auf Zeit, begrenzt durch den Filmanfang und sein Ende. Sie konzentriert sich auf einen mythischen Drehpunkt des Lebens und lässt ihn zum Ereignis werden. Um zu solchen mitreißenden und berührenden Figurationen zu werden, gehen wir ins Kino.

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